Die SPD Kahl am Main wird von einer gleichberechtigten Doppelspitze geführt. Der Vorstand setzt sich zusammen aus zwei Vorsitzenden, Kassier, Schriftführerin und Pressebeauftragtem. Zusätzlich ist eine Fraktionsbeauftragte als Schnittstelle zur Gemeinderatsfraktion bestellt. Ergänzt wird der Vorstand von drei Beisitzern und Beisitzerinnen.
Turnusgemäß fand im Juni 2024 die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen des Vorstandes des SPD – Ortsverein Kahl statt. Alle Mitglieder waren dazu eingeladen. Edith Bandow dankte dem gesamten bisherigen Vorstandsteam für die geleistete Arbeit.
Der Heimatpreis „Kahler Sandhas“ 2024 in der Kategorie „Verdiente Bürger/innen“ wurde am 28.09.2024 an Edith Bandow vergeben ( Vorsitzende des Kahler SPD Ortsvereins )
Auszug aus der Laudatio von Astrid Kochanowski
Edith ist seit 1970 Mitglied in der SPD. Sie war Mitbegründerin der AsF, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratische Frauen. - eine Organisation innerhalb der SPD. Wir trafen uns regelmäßig und diskutierten über die Situation der Frauen – also über unsere! Eines unserer Projekte war die Unterstützung des Frauenhauses in Hanau, angestoßen von Edith. Sie kannte die Leiterin des Frauenhauses.(damals Frau Dunkel). Wir Asflerinnen meldeten einen Stand auf dem Emmrichshofener Weihnachtsmarkt an und verkauften dort selbstgebackene Plätzchen, Pralinen, allerhand selbst hergestellten Schnickschnack und Brotscheiben mit Griebenschmalz bestrichen. Den Erlös spendeten wir dann dem Frauenhaus in Hanau. Edith überreichte dort unsere Spende. Bei einem Rundgang über den Weihnachtsmarkt hörte ich einen Mann zu einem anderen sagen: “Ich hab Hunger und Lust auf ein Fettbrot. Gehst du mit zu dem Stand der geschlagenen Frauen?“
Das war vor fast 50 Jahren. Die Frauen im Frauenhaus von damals sind jetzt 70/80/90 Jahre alt, die Täter ebenfalls, wenn alle noch leben. Es sind Frauen und Männer nachgewachsen, die damals noch gar nicht geboren waren --- Es wird immer noch gedroht und geschlagen bis hin zu Totschlag (Femizide) Ein Femizid ist die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Jeden dritten Tag geschieht in Deutschland ein Femizid – weltweit sogar alle elf Minuten. Nichts hat sich geändert, im Gegenteil. Aber: wir reden heute darüber. Kein Tabu mehr!
Ein anderes Projekt waren die Spielplätze in Kahl. Die Anzahl der Autos wuchs – um 1975- , Kinder lebten auf der Straße gefährlich, sie mussten von den Straßen verschwinden. Spielplätze mussten her.
Edith, ihr damals kleiner Sohn Ingo und ich wanderten von Spielplatz zu Spielplatz. Kahl hatte nicht viele Spielplätze – und vor allem mit keiner guten Ausstattung. Ingo musste im Auftrag der Sache rutschen und spielen und ausprobieren. Eine Folge unserer Kritik an den Gemeinderat war ein neu eingerichteter Spielplatz an der Hanauer Landstraße auf einem unbebauten Grundstück neben Metzgerei Kempf und Friseur Nuss. Als der Grundstücksbesitzer dann bauen wollte, war es das Ende dieses Spielplatzes und einen anderen gab es nicht mehr in der Kahler Vorstadt. Sohn Ingo war auch bei einer anderen Aktion eine wichtige Person: Edith und ich organisierten zwei Kinderfeste in zwei Folgejahren auf dem Platz des Hundesportvereins. Ingo beriet uns bei der Wahl der Spielstationen und musste melden, wenn etwas schief lief. Edith hatte die Übersicht über den Festablauf. Sie und ich hatten natürlich viele Helferinnen und Helfer und Unterstützerinnen, vor allem als Schutz vor dem Gegenwind: „So ein Quatsch , - das brauchen wir nicht- , vergeudete Zeit, -das braucht keiner--“.
2013 wurde ein 3erTeam als Leitung des SPD-Ortsvereins in Kahl gewählt: Roland Solatges, Edith und ich.2 Jahre später waren wir eine Doppelspitze. Das war in der Partei noch recht unüblich, nicht in der Satzung vorgesehen. Als ich aufhörte, bildete Edith mit Hermann Jung eine neue Doppelspitze . Die Tätigkeit von Vorsitzenden bedeutet viel Druck und viel Verantwortung! Erst wenn Edith diese Funktion abgibt, wird sie merken, welche Last sie losgeworden ist.
Edith hat ihre Ziele, die diesem Zeit- und Kraftaufwand zugrunde liegen, so zusammengefasst:
Für Gleichberechtigung - Grundgesetzartikel 1-. damit gegen die Gewalt gegen Frauen,
für den Erhalt und die Stärkung unserer Demokratie
für soziale Gerechtigkeit
Edith lernte schon früh soziales Verhalten und den Blick und das Verständnis für Minderheiten und Randgruppen in der Gesellschaft, denn ihr Vater kam mit der Amputation beider Unterschenkel aus dem Krieg zurück und war zeitlebens im VDK und in der Versehrtensportgemeinschaft aktiv. Sie hat ihn als Kind oft begleitet.
Edith sagt von sich: „Ich bin ein politischer Mensch!“ Es ist ihr wichtig,
dass in unserer Gemeinde alle Bürgerinnen und Bürger friedlich mit einander leben,
dass soziale Gerechtigkeit und Toleranz selbstverständlich sind,
dass Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus keinen Platz finden.
Auf Initiative von Karl Becker und dem Heimat- und Geschichtsverein, in dem auch Edith aktives Vorstandsmitglied ist, wurde vor dem Rathaus in Kahl zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus eine Stele errichtet. Edith setzte sich dafür ein, dass in jedem Jahr am 9.November eine Gedenkfeier unter Leitung der Kahler Bürgermeister/in für diese Opfer veranstaltet wird und an diesem Tag besonders an die Zerstörungen der jüdischen Synagogen, an die Novemberpogrome, erinnert wird. Die kleine Gedenkfeier ist schon eine Tradition in Kahl, an der unter anderem auch Vertreter aller demokratischen Parteien und der Kirchen teilnehmen. Die Anzahl der Teilnehmer wird jedes Jahr größer. Die Ergebnisse der Landtagswahlen in diesem Jahr zeigen, wie notwendig diese Erinnerungskultur ist.
Ich habe mich gefragt, warum ich und andere so gerne mit Edith zusammen arbeiten: Edith agiert auf Augenhöhe, sie diskriminiert niemanden, schaut nicht auf andere herunter. Sie klagt nicht – sagt natürlich sachlich, wenn es zu viel wird – Sie ist verlässlich, gründlich und ausdauernd.
Genau solche Menschen braucht die Gesellschaft. Liebe Edith, danke für dein Engagement!